Green Funds: Rechtliche Rahmenbedingungen und Performance

16.05.2025

Dieser Beitrag beleuchtet die rechtlichen Grundlagen nachhaltiger Fonds in der EU und zeigt, wie sich unterschiedliche ESG-Klassifizierungen auf deren Performance auswirken.


In den vergangenen Jahren hat die Bedeutung ökologisch nachhaltiger Finanzprodukte erheblich zugenommen. Investorinnen und Investoren verfolgen verstärkt neben finanziellen auch soziale und ökologische Ziele. Die EU hat als globaler Vorreiter darauf reagiert und ab 2018 schrittweise ein umfassendes Sustainable-Finance-Regelwerk etabliert.[1] Ein „Big Bang“ war der Aktionsplan[2] der Europäischen Kommission von März 2018, der die Schlüsselrolle des Finanzsystems für den Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft hervorhob.[3] Zu den Kernstücken dieses Regulierungspakets gehören die EU-Taxonomie-Verordnung[4] und die Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR).[5] Nachhaltigkeit durchdringt inzwischen wesentliche Bereiche des Finanzmarktrechts und erfordert innovative regulatorische Ansätze, um Umwelt- und Sozialziele zu erreichen.[6]

SFDR und Fondskategorien (Artikel 8 und 9)

Die SFDR verpflichtet Finanzdienstleister, offenzulegen, inwieweit Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt werden. Insbesondere führt sie neue Fondskategorien ein, um unterschiedliche Nachhaltigkeitsprofile transparent zu machen.[7] Artikel-8-Fonds („hellgrün“) bewerben ökologische oder soziale Merkmale, verfolgen aber kein ausschließlich nachhaltiges Anlageziel. Die Finanzmarktteilnehmer müssen darlegen, wie diese Merkmale in den Anlageprozess integriert werden. Artikel-9-Fonds („dunkelgrün“) haben demgegenüber ein explizites nachhaltiges Investitionsziel und dürfen nur in Aktivitäten investieren, die diesem Ziel dienen. Für sie ist offenzulegen, wie die Erreichung des Nachhaltigkeitsziels gemessen wird und worin es über ein finanzielles Renditeziel hinausgeht.[8] Diese Kategorisierung soll Greenwashing erschweren und Anlegern klare Orientierung bieten.[9] Eine Vielzahl von Fonds wurde seither als Artikel 8 oder 9 klassifiziert – bereits Ende 2022 erfüllten rund 33,6 % aller EU-Publikumsfonds die Kriterien des Art. 8 und 4,3 % jene des Art. 9, zusammen mehr als die Hälfte des Fondsvermögens.[10]

EU-Taxonomie-Verordnung

Ergänzend definiert die Taxonomie-VO ein Klassifikationssystem ökologisch nachhaltiger Wirtschaftstätigkeiten. Sie legt sechs Umweltziele (u.a. Klimaschutz, Klimawandelanpassung, Schutz von Wasser und Biodiversität) fest und verlangt, dass eine Tätigkeit einen wesentlichen Beitrag zu mindestens einem Ziel leistet, ohne den übrigen Zielen „signifikanten Schaden“ zuzufügen (Do-No-Significant-Harm-Prinzip, Art. 17 Taxonomie-VO). Die Taxonomie dient als einheitlicher Maßstab dafür, was als ökologisch nachhaltig gilt, und soll Greenwashing vorbeugen.[11] In der Literatur wird sie als „normatives Herzstück“ der europäischen Sustainable-Finance-Architektur bezeichnet.[12] Durch die Taxonomie beansprucht die EU gewissermaßen die Deutungshoheit über den Nachhaltigkeitsbegriff.[13] Die Anwendung der Taxonomie-VO auf Finanzprodukte erfolgt indirekt, da Fonds nicht unmittelbar in einzelne Wirtschaftstätigkeiten, sondern in Wertpapiere investieren. Gemäß Art. 8 Abs. 2a und Art. 9 Abs. 4a SFDR müssen Anbieter von Artikel-8- und Artikel-9-Fonds daher offenlegen, in welchem Umfang die zugrunde liegenden Investitionen mit den in der Taxonomie definierten Umweltzielen übereinstimmen.[14]

Performance-Vergleich: Green Funds im Vergleich zu traditionellen Fonds

Zur Veranschaulichung der Rendite wurden als Fallbeispiel drei thesaurierende MSCI World ETFs mit unterschiedlichen ESG-Fokussierungen ausgewählt und analysiert.

  1. iShares Core MSCI World UCITS ETF (Acc)[15] – Ein klassischer ETF ohne ESG-Fokus.
  2. iShares MSCI World ESG Screened UCITS ETF (Acc)[16] – breit diversifizierter ESG-ETF mit Ausschluss kontroverser Branchen (Artikel 8).
  3. Invesco MSCI World ESG Climate Paris Aligned UCITS ETF (Acc)[17] – ein klimafokussierter ETF nach Paris-Aligned Benchmark (Artikel 9).

Die historische 3-Jahres-Performance (per Ende 2024) dieser Fonds zeigt ein uneinheitliches Bild: Der Artikel-8-ETF erzielte rund +10 % p.a. und lag damit leicht vor dem konventionellen Indexfonds (+9,5% p.a.), während der streng nachhaltige Artikel-9-ETF mit ca. +6,6 % p.a. hinter beiden zurückblieb.[18] Artikel-8-Fonds scheinen also derzeit ein attraktives Gleichgewicht zwischen Rendite und Nachhaltigkeit zu bieten, wohingegen Artikel-9-Fonds zwar für Anleger mit höchsten ESG-Ansprüchen konzipiert sind, aber aufgrund ihres eingeschränkten Anlageuniversums Abstriche bei der Rendite in Kauf nehmen müssen.

Die folgende  Abbildung veranschaulicht einen Performance-Vergleich von MSCI World ETFs über 3 Jahre (bei mobiler Ansicht findet sich die Grafik weiter unten).[19] Sie zeigt, dass Artikel-8-Fonds trotz ESG-Beschränkungen eine vergleichbare oder bessere Rendite erzielen als traditionelle Fonds.

Die kurzfristige Outperformance „hellgrüner“ ESG-Fonds ist kritisch zu hinterfragen, da Renditevergleiche oft verzerrt sind. Ein wesentlicher Faktor dabei ist die Sektorallokation: ESG-Fonds gewichten häufig Technologiewerte überdurchschnittlich stark, wodurch kurzfristige Renditevorteile entstehen können.[20] Langfristig gleichen sich Renditeunterschiede zwischen nachhaltigen und konventionellen Fonds allerdings an.[21] Zudem performen streng nachhaltige Artikel-9-Fonds während Boomphasen teils schlechter als der Markt, da sie renditestarke Branchen bewusst ausschließen, während ihre Nachhaltigkeitsvorteile sich langfristig durch reduzierte Risiken bemerkbar machen.[22] Diese Erkenntnisse verdeutlichen die Bedeutung einer differenzierten, langfristigen Bewertung der Performance nachhaltiger Fonds.

Wertentwicklung und Marktnähe nachhaltiger Fonds

In den Jahren 2021–2024 erzielten Artikel‑8-Fonds meist vergleichbare oder leicht höhere Renditen als herkömmliche Fonds, während streng nachhaltige Artikel‑9-Fonds aufgrund ihres engeren Anlageuniversums tendenziell etwas hinterherblieben.[23] Das liegt unter anderem an ihren meist nur moderaten ESG-Ausschlusskriterien, wodurch das Anlageuniversum breit diversifiziert und weitgehend marktähnlich bleibt. So wird etwa betont, dass „milde Ausschlüsse nur minimale Auswirkungen auf Risiko und Performance haben“.[24] Die Volatilität unterscheidet sich nur geringfügig. Allerdings weisen Artikel‑9-Fonds aufgrund fokussierterer Anlagestrategien teils höhere kurzfristige Wertschwankungen auf.[25]

Fazit

Die EU-Regulierung für „Green Funds“ – allen voran Taxonomie und SFDR – hat bereits zu mehr Transparenz und einem Umlenken von Kapital in nachhaltige Anlagen geführt. Nachhaltige Fonds sind in kurzer Zeit ein bedeutender Teil des Marktes geworden und erreichten 2022 bereits über 50 % des EU-Fondsvermögens.[26] Studien weisen zudem darauf hin, dass Artikel-9-Fonds durch die neuen Vorgaben messbare Nachhaltigkeitseffekte erzielen, etwa eine Reduktion der CO₂-Intensität ihrer Portfolios.[27] Nachhaltiges Investieren kann zudem zu qualitativ höherwertigem Wachstum beitragen.[28] Diese Fortschritte sind ein Erfolg des Gesetzgebers und ein Signal an die Finanzbranche, dass Green Finance keine Nische, sondern zukunftsweisend ist.

 


[1] Fidler, MiFID II und Nachhaltigkeitspräferenzen in der Anlageberatung, ÖBA 2023, 789.

[2] COM(2018) 97 final, Mitteilung der Kommission vom 8. März 2018: Aktionsplan: Finanzierung nachhaltigen Wachstums, 1.

[3] Fidler, ÖBA 2023, 789 (790).

[4] VO (EU) 2020/852.

[5] VO (EU) 2019/2088 (Offenlegungs-VO).

[6] Kern/Gargantini/Siri in Kern/Gargantini/Siri (Hrsg.), The Cambridge Handbook of EU Sustainable Finance (2025), 3.

[7] Cremasco/Boni, Is the European Union (EU) Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) effective in shaping sustainability objectives? An analysis of investment funds’ behaviour, Journal of Sustainable Finance & Investment 2024, 1018 (1020).

[8] Cremasco/Boni, Journal of Sustainable Finance & Investment 2024, 1018 (1022).

[9] Busch, EU Sustainable Finance Disclosure Regulation, Capital Markets Law Journal 2023, 303 (305).

[10] Abouarab/Mishra/Wolfe, Does the EU sustainable finance disclosure regulation mitigate greenwashing?, European Journal of Finance 2025,  5.

[11] Erwägungsgründe 6 und 11 der VO (EU) 2020/852.

[12] Fidler, ÖBA 2023, 789 (792).

[13] Fidler, ÖBA 2023, 789 (792).

[14] Fidler, ÖBA 2023, 789 (794).

[15] iShares 2025 iShares MSCI World UCITS ETF (Acc)Verfügbar unter: https://www.ishares.com/de/privatanleger/de/produkte/251882/ishares-msci-world-ucits-etf-acc-fund (Zugriff: 25. Januar 2025).

[16] iShares 2025 iShares MSCI World ESG Screened UCITS ETF (Acc)Verfügbar unter: https://www.ishares.com/de/privatanleger/de/produkte/305419/ (Zugriff: 25. Januar 2025).

[17] Invesco 2025 Invesco MSCI World ESG Climate Paris Aligned UCITS ETF (Acc)Verfügbar unter: https://www.invesco.com/at/de/financial-products/etfs/invesco-msci-world-esg-climate-paris-aligned-ucits-etf-acc.html (Zugriff: 25. Januar 2025).

[18] Eigene Berechnung auf Basis von Bloomberg-Daten (Zeitraum 01.01.2022–31.12.2024).

[19] extraETF 2025 ETF-Vergleich: Kosten, Wertentwicklung & mehr vergleichen. Verfügbar unter: https://extraetf.com/at/etf-comparison?products=IE00BFNM3J75-etf,IE00B4L5Y983-etf,IE000V93BNU0-etf (Zugriff: 25. Januar 2025).

[20] ESMA, Drivers of Costs and Performance of ESG Funds 2022, 11 f.

[21] Morningstar, European Sustainable Fund Flows: Q4 2023,  7.

[22] Assael/Carlier/Challet, Dissecting the explanatory power of ESG features on equity returns by sector, capitalization, and year with interpretable machine learning, Journal of Risk and Financial Management 2022, 9.

[23] Morgan Stanley Institute for Sustainable Investing, Sustainable Reality – Sustainable Funds Show Continued Outperformance and Positive Flows 2024, 18.

[24] Bouchet/Vaucher, From Exclusions to Returns: Evaluating the Financial Risks of Responsible Investing 2023, 1.

[25] Goldman Sachs Global Investment Research, SFDR Two Years On – Trends and Anatomy of Article 8 & 9 Funds 2023, 14 f.

[26] Abouarab/Mishra/Wolfe, Does the EU sustainable finance disclosure regulation mitigate greenwashing?, European Journal of Finance 2025, 5.

[27] Abouarab/Mishra/Wolfe,  European Journal of Finance 2025, 2.

[28] Mohsin/ Dilanchiev/Umair, The Impact of Green Climate Fund Portfolio Structure on Green Finance: Empirical Evidence from EU Countries, Ekonomika 2023, 130 (142).