Global Flaring & Methane Reduction Partnership (GFMR)

15.04.2024

Stellen Sie sich eine Nacht so hell wie der Tag vor…!?

Denken Sie nicht an den Mond oder die Straßenbeleuchtung…!

Das Licht, das im Dunkeln brennt, ist eine Gasflamme.

Hoch ob auf einem Turm sitzend strahlt die Flamme in ihr Fenster.

Wo sie sind…?

Sie sind in einem Dorf im Nigerdelta.

Dort wo die Bewohner nicht mehr zwischen Tag und Nacht unterscheiden.


Wie kommts…?

Dieses Dorf liegt in unmittelbarer Umgebung eines Erdölfeldes. Bei der Produktion von Erdöl kommt es aus unterschiedlichen Gründen zum so genannten Flaring. Flaring ist das Verbrennen bzw Abfackeln von bei der Erdölförderung austretendem Gas. Es wird unterschieden zwischen routinemäßigem, sicherheitsmäßigem und nicht routinemäßigem Abfackeln. Besonderes Augenmerk wird auf das routinemäßige Abfackeln gelegt, weil es überwiegend aus Gründen vollzogen wird, die technischer, regulatorischer oder wirtschaftlicher Natur sind, zB, dass kein Zugang zu Gaspipelines oder keine gesetzlichen Auflagen vorhanden sind. Oder weil der Förderer der Verwendung des Begleitgases keine Priorität eingeräumt hat, selbst wenn wirtschaftliche und technische Nutzungsmöglichkeiten bestehen.
Es ist also nicht unumgänglich, das Gas einer anderweitigen Nutzung zuzuführen.

Es kann gesagt werden, dass das Verfeuern an den jeweiligen Erdölförderstellen einen beträchtlichen Einfluss auf das Gesamtklima hat. Insbesondere, weil im Jahr 2022 um die 139 Millionen Kubikmetern Gas abgefackelt wurden.
Diese enorme Menge Gas würde ausreichen, um Subsahara-Afrika mit Energie zu versorgen, und ist mehr als die Gesamtimportmenge Gas aller EU-Mitgliedsstaaten aus Russland.

Nach einer Schätzung der Weltbank belaufen sich die Kosten für die Beendigung des gesamten routinemäßigen Abfackelns auf bis zu 100 Milliarden Dollar. Zusätzliche Kosten, die nicht ohne Weiters getragen werden wollen. Abhelfen würden gesetzliche Vorgaben oder Auflagen bei der Vergabe von Lizenzen zur Förderung bzw zur Erschließung neuer Fördergebiete.

Von der GGFR zur GFMR

2015 wurde ein von der Weltbank, unterstützt von 20 Regierungen und 12 der größten Erdölproduzenten, in Zusammenarbeit mit der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, sowie der Europäischen Union aufgesetzter Treuhandfond präsentiert, der sich für die Beendigung des routinemäßigen Abfackelns von Gas an Ölförderstätten in der ganzen Welt einsetzt - Global Gas Flaring Reduction – Partnership (GGFR).

Auf der Weltklimakonferenz im vergangenen Dezember („COP28 UAE“) ist es zu einer Erweiterung der GGFR zur Global Flaring and Methan Reduction – Partnership gekommen. Die Begrenzung des Methanausstoßes soll höchste Priorität haben, weil es eine 80fach höhere Schädigungswirkung, als den durch das Flaring verursachten CO2-Ausstoß hat. Dieser Fond hilft bei der Suche nach Lösungen für technische Hindernisse und rechtliche Lücken, die der Reduzierung des Abfackelns entgegenstehen. Zu diesem Zweck werden länderspezifische Programme zur Verringerung des Abfackelns entwickelt, Forschung gefördert, sowie globale Verpflichtungen zur Beendigung des routinemäßigen Abfackelns initiiert.

Bei diesem Programm handelt es sich um keine zwischenstaatliche bzw zwischen den beteiligten Unternehmen rechtlich verbindliche Regulierung. Nichtsdestotrotz ist es im Bereich des Umwelt- und Nachhaltigkeitsrechts inzwischen gängige Praxis, dass solche Initiativen aus der Wirtschaft selbst hervorgerufen werden.

Die Initiative legt aber ein öffentliches Commitment fest, das durch eine Vielzahl von Mitteln überwacht wird, darunter Berichte von Regierungen und Unternehmen sowie Satellitenbeobachtungen. Die Auswirkungen von Flaring sind primär vor Ort spürbar und beeinflussen und zerstören die lokale Umgebung und Bevölkerung.

Ein durch GFMR unterstütztes Forschungsprojekt hat eine neue Methode der Satellitenbeobachtung entwickelt, mit der es zu einer genaueren Lokalisierung von 10 000 „Gasfackeln“ – Punkten – weltweit gelangt. Diese beeinträchtigen messbar das Weltklima, das laut Welt-Meteorologieorganisation ein in seiner Komplexität abhängiges System von nicht weniger als 54 sogenannter essenzieller Klimavariablen ist.

In einer Studie der Weltbank wurden 28 rechtliche und regulatorische Vorschriften aus 21 erdölfördernden Ländern untersucht. Eine weitere Aufgabe der GFMR. Damit soll den gesetzgebenden Stellen aufgezeigt werden in welchen Bereichen erstmalig notwendige Vorschriften zu erlassen sind bzw bei bereits bestehenden Vorschriften nachgebessert werden sollte. Dies soll auch ein notwendiges Bewusstsein für die Verantwortlichen schaffen.
Eine Erkenntnis aus der Studie ist, dass die weltweite Verringerung des Flarings von Gas viel langsamer erfolgt als es möglich wäre, weil eine erfolgreiche Reduzierung einerseits starke finanzielle und nicht-finanzielle Anreize benötigt. Andererseits fehlen die notwendigen staatlichen Überwachungs- und exekutiven Durchsetzungsmöglichkeiten. Dafür benötige es wiederum mehr politischen Willen und eine entsprechende Finanzierung.

Nach einem Bericht der Weltbank betrug die Reduktion des Flaring im Jahr 2022 3 % bzw 5 Milliarden Kubikmeter im Vergleich zum Vorjahr. Dies ist nach dem Bericht ein beachtenswerter Fortschritt, wenn man das Jahrzehnt davor zum Vergleich nimmt. Jedoch ist das Jahr 2030 nicht mehr weit, bis dorthin spätestens routinemäßiges Flaring beendet sein soll. Dies ist das Ziel der Initiative „Zero Routine Flaring by 2030“ für die sich die GFMR einsetzt.

Grundsätzlich ist abzuwarten, ob das Ziel erreicht wird. Jedoch sollte man bei einem steigenden Gaspreis die Hoffnung nicht verlieren, dass Unternehmen es sich in Zukunft zweimal überlegen, ob sie das Gas nicht doch lieber verkaufen, anstatt es nur zu verfeuern.


Hinweis: die hier verwendeten Bilder wurden mit Hilfe von KI erzeugt.